Zu dieser Zeit des Jahres wird nicht nur nach hinten geschaut, sondern auch sehr gerne nach vorne. Die meist gestellte Frage in diesem Zusammenhang an mich derzeit: "Was wird Trend in 2020?". Nun ja, ehrlich gesagt, keine Ahnung. Eines meiner Lieblingsbücher als Kind, das war "Die Welt im Jahr 2000". Ich war fasziniert von den vielen atemberaubenden Bildern darin. Die Autoren zeichneten eine Welt voll futuristischer selbstfahrender Autos, atomgetriebener Überschallflugzeuge oder Küchen, die das Essen selber herstellten. Wir hatten den Meeresboden in blasenähnlichen Städten besiedelt und von unserer Mondbasis brachen wir auf um den Mars zu erobern. Wie wir heute alle wissen, hinken wir diesem Zeitplan etwas hinterher ...und manches wird ganz sicher nicht so kommen. So ist das eben mit Prognosen. Sie spiegeln immer das Wunschdenken des Verfassers wieder, den gesellschaftlichen Konsens und auch ein klein bisschen eigenes wirtschaftliches Kalkül. Nach dem Motto "ich prognostiziere das, was am meisten Aufmerksamkeit bringt, oder mir selbst am meisten nutzt".
Dennoch, und jetzt wieder weg von der Polemik, glaube ich an zwei Trends, die unmittelbar miteinander zusammenhängen. Den Mega-Trend Nachhaltigkeit lassen wir an dieser Stelle mal weg, dazu habe ich schon einiges geschrieben. Zum einen wird die Spielware immer digitaler werden. Da stehen wir noch ganz am Anfang. Gespielt wird dann nicht mehr über das Smartphone (dessen Ende ebenfalls schon besiegelt ist) oder den Computer, oder über klobige 3D Brillen. Nein, mittels entsprechnder Kontaktlinsen und direkt auf unsere Netzhaut projizierte Bilder werden wir mittels Augmented Reality und Virtual Reality ganz neue Spielewelten erobern. Gerade im Bereich Augmented Reality werden wir damit ohne haptisch fühlbares Equipment in volkommen realistische Paralellwelten abtauchen. In Welten, die wir von der "realen" Welt nicht mehr zu unterscheiden vermögen. Und einige von uns werden darin vollkommen verschwinden und Realität und Parallelwelt nicht mehr unterscheiden können, oder die schöne neue Parallelwelt nicht wieder verlassen wollen. Neben dem Spaß und atemberaubenden neuen Spielideen werden ganz neue (psychische) Krankheitsbilder und Suchtproblematiken entstehen. Und die philosphische Frage, was denn Parallelwelt und was reale Welt sei.
Und der zweite Trend? Nun ja, ein Pendel schwingt immer nach zwei Seiten. Jede Kraft erzeugt immer automatisch eine Gegenkraft. Ich glaube fest an die Rückkehr des analogen Produkts und dessen zunehmender Bedeutung. Dieser Trend wird schon ab 2020 spürbar sein, lange vor den oben beschriebenen fantastischen parallelen Spielwelten. Wir alle bekommen auch die Nachteile des digitalen global vernetzten Zeitalters am eigenen Leib zu spüren. Neben bahnbrechenden Erfindungen und all den Segnungen der vierten Industriellen Revolution, die uns das Leben so sehr erleichtern, gibt es den tief im Menschen verwurzelten Drang nach Nähe und Interaktion mit anderen Menschen. Je digitaler wir werden, je globaler, desto stärker unsere Sehnsucht nach Heimat, nach Identität und nach der guten alten Zeit. Dabei spielt haptisches anloges Spielzeug eine große Rolle. Gesellschaftspiele bringen Menschen zusammen, die sich unmittelbar sehen, fühlen und mit allen Sinnen wahrnehmen können. Die Holzeisenbahn bringt die eigene Kindheit und unsere Sehnsucht nach Geborgenheit wieder zurück ins Kinderzimmer - unterschätzen Sie niemals die Macht der Gatekeeper! Nur einige Beispiele von vielen.
Das analoge Produkt und die analoge Spielidee als bewusstes Gegenkonzept zu einer digitalen Welt, die von vielen auch zunehmend als Bedrohung gesehen wird - ein politisches und gesellschaftliches Statement. Zunächst getragen von der "üblichen Avantgarde", dem Bildungsbürgertum, den Hipstern und einer jungen Generation, die ihre Eltern hinterfragen wird. Und schließlich übernommen von breiteren Schichten der Bevölkerung.
Aber wie gesagt, ich habe echt keine Ahnung. Vielleicht kommt auch alles ganz anders!
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