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Peter Hollo: Toys R Us - ein Modell mit Zukunft?

Meldungen aus den USA lassen aufhorchen. Hier scheint es so zu sein, dass es mit Toys R Us tatsächlich weitergeht. Wenn auch in vollkommen veränderter Form. Kein Wunder, war Toys R Us in den USA doch weit mehr als nur ein Einzelhändler. TRU war eine nationale Institution und Bestandteil vieler guter Erinnerungen an eine glückliche Kindheit. Wie das alles dann schließlich geendet ist, darüber wollen wir heute nicht sprechen. Ich denke die Fakten liegen auf dem Tisch und Heerscharen von Kommentatoren haben sich daran, mal sachlich und mal hämisch, abgearbeitet.

 

Wenn man den Informationen aus der Branche glauben darf, die jüngstens kolportiert wurden, so wollen die neuen Inhaber mit TRU ganz neue Wege gehen. Und ich kann dazu nur sagen, gut so! Geplant ist scheinbar, dass TRU zukünftig als reiner (Regal-)flächen-Anbieter auftreten wird. Zukünftig verantwortlich für die gesamte Warenwirtschaft, die Industrie selbst. Ein mutiges und möglicherweise zukunftsweisendes Konzept, mit dem ich selbst in meinem eigenen Beratungsgeschäft schon seit Jahren hausieren gehe. In Deutschland hat hier bisher auf allen Seiten der Mut gefehlt, oder vielleicht auch der Leidensdruck.

 

Sei´s drum. Ich bin froh, dass endlich ein solch mutiges Konzept in der Spielware umgesetzt wird. Denn sind wir mal ehrlich, der stationäre Handel glänzt nicht gerade mit mutiger oder gar unkonventioneller Innovationskraft. Alle so genannten Innovationen der letzten Jahrzehnte gingen doch in zwei Richtungen. Entweder einfacher und billiger, oder Erlebnis orientierter sündteurer bunter Chi-Chi, der am Ende nur wenig gegen den Online-Handel ausrichten konnte. Des Kaiser neue Kleider wurden immer stylischer, aber sein Reich schrumpfte. Denn Kunden verhalten sich eben ökonomisch. Schöner Schein hin oder her.

 

Wird TRUs neue Strategie wirklich so umgesetzt, dann hat das jährliche ritualisierte kleinliche Feilschen um Konditionen endlich ein Ende - mit all seinen negativen Auswirkungen, wie permanentem Preisauftrieb - und beide Seiten können sich an ihr Kerngeschäft machen, den Kampf um den Konsumenten. Das verlangt vom Handel so einiges ab. Geliebte Souveränitäten müssen aufgegeben werden und einstmals mächtige Personen sind plötzlich obsolet. Aber auch die Industrie ist in der Pflicht. Es ist etwas ganz anderes ob man dem Handel über Jahre erzählt, wie das Geschäft eigentlich richtig geht, oder ob man plötzlich die volle Verantwortung für Umsatz, Ertrag und Warenbestände der eigenen Produkte hat. Die hat man bisher nämlich sehr gerne an den Handel abgegeben. Da wird es auf beiden Seiten einige wichtige Learnings geben.

 

Es wird spannend sein zu sehen, wie sich dieses neue Konzept entwickeln wird. Noch spannender vielleicht, ob sich ein deutsches Unternehmen findet, welches sich der Marke TRU und Standorten in Deutschland annimmt - und ähnlich innovative Wege geht. Das wäre mehr als nur einen Versuch wert. Oder ist man in Deutschland zu träge? Oder zu Deutsch? Ganz ehrlich, ich weiß es nicht. Habe aber große Hoffnung.

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Kommentare: 1
  • #1

    Jan Hinrichs (Samstag, 27 Juli 2019 08:08)

    Interessanter Ansatz und es wird spannend, ob und wie Details von Verantwortlichkeiten geteilt werden. Aus Sicht der Verbraucher ist es nämlich egal, wer sich um was kümmert. Das Resultat muss stimmen und dazu ist immer noch „das richtige Produkt zum richtigen Preis am richtigen Platz“ gefragt !

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