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Peter Hollo: Zeitbomben im Kinderzimmer!

Weihnachten steht vor der Tür! Und die Verbraucherinnen und Verbraucher werden wieder das tun, was sie all die Jahre getan haben - massiv konsumieren. Aller Unkenrufe zum Trotz und entgegen aller Weisheiten, dass das Weinachtsgeschäft immer später anfängt, alles immer unplanbarer wird und überhaupt... früher alles besser war. All das gehört zu einem in der Branche liebgewonnen Ritual, welches sich alljährlich mit schöner Regelmäßigkeit wiederholt.

 

Eines stimmt allerdings, das Verhalten der Verbraucher hat sich merklich verändert. Alle, die stationäre Geschäfte betreiben oder immer noch dran sind stationär und online zu verknüpfen, ohne sich dabei selbst zu kannibalisieren, die können ein Lied davon singen. Es ist nicht so, dass ich den ECommerce verteufle, ganz im Gegenteil, ECommerce ist eine ganz natürliche weitere Stufe der Evolution des Einzelhandels. Wer sich dagegen stellt, hat entweder eine kluge Marketingstrategie parat, oder darf sich darauf gefasst machen in Kürze davon gespült zu werden. 

 

Mit dem ECommerce ist allerdings auch die Möglichkeit für alle Konsumenten gekommen sich Spielzeug in Kanälen zu bestellen, die früher vollkommen unerreichbar oder gar nicht vorhanden waren. Millionen von Paketen aus Fernost kommen derzeit jährlich in der EU an - und enthalten Waren, deren Ursprung und deren Inhaltsstoffe äußerst fragwürdig sind. Während die gewerblichen Inverkehrbringer von Waren in der EU einer Flut von Gesetzen, Regelungen und Verordnungen unterworfen sind, welche die Branche Millionen kosten, ist hier ein Markt entstanden, der (so scheint es) vollkommen unreguliert ungetestete Ware ins Land lässt.

 

Damit wir uns auch hier nicht falsch verstehen, all die Gesetzte und Vorschriften haben dafür gesorgt, unsere Produkte immer sicherer zu machen - und darauf können wir stolz sein. Niemand möchte Leib und Leben unserer großen und kleinen Konsumenten gefährden. Der Skandal ist, dass diese ungetestete Ware überhaupt bei Verbrauchern in Deutschland ankommt. Aus gut unterrichteten Kreisen ist zu hören, dass entsprechende Behörden hoffnungslos unterbesetzt und heillos überfordert sind. So mancher spricht gar von einer Kapitulation vor der schieren Menge. Ob das stimmt? Ich weiß es nicht. Betrachtet man die Realität, so liegt das nahe.

 

Es liegt auch nahe, dass so mancher gutgläubige und nichtsahnende Verbraucher sich direkt in Fernost (oder sonst wo) eine wahre Zeitbombe für sein Kinderzimmer bestellt. Voller mechanischer Gefahren oder Gifststoffe, die nachhaltig Schaden für die Gesundheit anrichten können. Der finanzielle Millionenschaden für die deutsche Spielwarenbranche ist dabei vielleicht nur das nachrangige Problem. Hier besteht eine konkrete gesundheitliche Gefahr für ganze Familien!

 

Deshalb mein Appell an alle Verantwortlichen im Bund und in Europa: Schieben Sie dieser gefährlichen Praxis endlich einen Riegel vor! Und meine Appell an alle Verbraucherinnen und Verbraucher: Finger weg von vermeintlichen Fernostschnäppchen - Sie kaufen da womöglich nicht nur die Katze im Sack, sondern eine echte Bedrohung! Kaufen Sie Ihre Weihnachtsgeschenke nur bei vertrauenswerten Quellen, die Sie kennen und/oder die einen Firmensitz in der EU haben. Bei Unternehmen, die Ihnen sichere Produkte garantieren müssen. Hören Sie auf mit Ihrer Gesundheit und er Ihrer Kinder zu spielen! Denn nur dann heißt es "Frohe Weihnachten!".

 

Und ganz zum Schluss noch eine Klarstellung. Etwa 80% aller Spielwaren auf der Welt kommen aus Fernost. Diese werden, bevor sie nach Europa eingeführt werden dürfen, intensiven Tests unterzogen. Sie müssen sehr genauen Richtlinien entsprechen. Die internationale Spielwarenindustrie achtet peinlichst darauf, dass diese hohen Standards eingehalten werden. Das gilt nicht für unbekannte Quellen oder schwarze Schafe auf der ganzen Welt.

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Kommentare: 2
  • #1

    Ulrica Griffiths (Freitag, 08 November 2019 15:26)

    Das Problem ist noch viel größer. Ich bin in einer Facebook-Gruppe, wo man sich über medizinische Kosmetika austauscht, die die Mitglieder dann direkt aus China importieren. Diese möchte man lieber benutzen als richtige Medizin, die die Ärzte in Deutschland verschreiben, weil dort ja auf dem Beipackzettel gruselige Nebenwirkungen stünden (die ggf. nur bei zu langer Anwendung oder ganz selten mal auftreten).

  • #2

    Peter Hollo (Freitag, 08 November 2019 15:56)

    Ja klar, Ulrica. Wir sind ein Land wo man nicht in der Nähe eines Funkmasten wohnen will, mit Wünschelruten nach Wasseradern sucht und mit Zuckerkügelchen Krankheiten heilt. Aber weil´s 10 Cent billiger ist bestellt man den letzten Schund aus irgendeinem Loch am Ende der Welt. Aber mehr als das Versagen des Einzelnen erschreckt hier das Versagen des Staates und seiner Organe. Solche Produkte dürften die deutsche Grenze gar nicht überqueren.