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Peter Hollo: USA - Ein Mythos ist tot! ...und was das für US-Brands bedeuten kann.

Es ist gar nicht so lange her, da waren die USA noch larger than life. Auch für uns Deutsche, die wir ein nicht immer entspanntes aber in der Regel doch positives Verhältnis zu den USA hatten. So ein bisschen wie zu einem großen Bruder, der einem manchmal piesackt und ärgert, den man heimlich ein wenig beneidet, weil er Dinge tut, die man selbst gerne täte und den man manchmal ganz schön blöd findet.

 

Die Bilder, die wir letzte Woche gesehen haben, all der Hass und all die Lügen, all der Fanatismus, all das kann man nur mit Abscheu betrachten. Und die politischen und gesellschaftlichen Verwerfungen, die das noch nachziehen wird, könnten nicht nur den USA sondern auch uns massiv schaden.

 

Dennoch soll es an dieser Stelle nicht um den Aufstieg des Faschismus in den USA gehen, sondern darum wie die jüngsten Ereignisse US amerikanische Brands und Produkte und den Nimbus der USA möglicherweise für immer verändern werden.

 

Hätte ich Ihnen vor vier Jahren gesagt "Augen zu und jetzt beschreiben Sie mal, was Sie sehen wenn Sie an die USA denken", dann wären da vielleicht so Assoziationen gekommen wie Freiheit, Weite, einsame Highways, Unabhängigkeit, Größe, eine gewisse Nonchalance, Hollywood, Cowboys, Straßenkreuzer, Wolkenkratzer. Amerikanische Präsidenten, echte Kerle von Integrität und Charakter, die mal eben so selbst Aliens besiegen. Obwohl wir alle wussten, dass das schöner Schein ist, wie gerne wollten wir das alle glauben. Frage ich Sie das heute, dann wären das Hass, Fanatismus, Lügen, Rassismus, Frauenfeindlichkeit, Terror, Desinformation und ein Präsident, der versucht hat mit einem wütenden Mob das Parlament auszuschalten, ein glasklarer Putschversuch werden einige sagen. Das Sehnsuchtsland für viele, die USA, haben Nordkorea inzwischen mühelos rechts überholt.

 

Der Mythos USA ist unwiederbringlich gestorben! Nichts wird wieder so sein wie vorher. Auf Jahrzehnte hinaus wird man die USA auf diese schrecklichen Bilder reduzieren. Und gerade wir Deutschen sollten wissen, was das bedeutet.

 

Was passiert jetzt mit den amerikanischen Unternehmen, Produkten oder Brands, die seit Jahrzehnten von einer positiven Assoziation der USA gelebt haben? Was passiert wenn millionenfach genutzte Visuals der USA , wie die Flagge oder die Freiheitstatue, zu einem NoGo für Konsument*innen außerhalb der USA werden? Harley-Davidson nicht mehr Easy Rider sondern ein Symbol des rechten Mobs und der Intoleranz ist? Twitter, der Steigbügelhalter eines Diktators? Der amerikanische Leinwandheld, der sonst regelmäßig die Welt und uns alle rettet, jetzt ein Scherge politischer Verkommenheit? Und damit ich nicht falsch verstanden werde, hier geht´s ausschließlich um Wahrnehmung, nicht um tatsächliche Inhalte oder Intentionen. Wird alles amerikanische jetzt ein wenig bäh, wo es vorher so etwas wie eine romantische Beziehung gab?

 

Es wird spannend sein zu sehen, wie sich amerikanische Unternehmen und Marken auch in unserer Branche in der Welt positionieren werden. Konsument*innen haben heute eine klare Haltung und eine Macht, die noch nie so groß war, wie jetzt. Wird man auf Abstand zum Trumpismus gehen, wird man ein Gegennarrativ aufbauen oder hofft man einfach so davon zu kommen?

 

Egal was passiert, der Sehnsuchtsvorschuß, den wir den USA immer gegeben haben, die rosa Brille, die ist weg. Wir lächeln nicht mehr, wenn wir an die USA denken, sondern wir werden plötzlich sehr ernst. Und wir möchten sie doch so gerne lieben.

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