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Peter Hollo: Die Mitarbeitenden sind der Kern des stationären Handels

Diese Headline habe ich gestern irgendwo im Netz gelesen. Keine Ahnung mehr wo, aber da stimme ich uneingeschränkt zu. Die Mitarbeitenden sind nicht nur der Kern des stationären Handels, sondern auch wahre Helden ...wenn man den Leitmedien glauben darf. Damit teilen sie sich gerade die Plätze mit all den (Kranken)-Pfleger*innen, Ärzten und Ärztinnen. Und sicher auch in einem Punkt das gleiche Schicksal. Während Ärzt*innen auch nach der Krise weiter ein hohes Sozialprestige haben werden, wird man die Pflege- und die Einzelhandelsheld*innen schnell wieder vergessen haben. Und weil Pflege nicht meine Kernkompetenz ist, verlassen wir jetzt für einen Moment, die Damen und Herren, die gerade bis zur Erschöpfung arbeiten, ohne dass das jemand sieht, und werfen einen Blick auf den Handel.

 

Man kann zwar trefflich Witze darüber machen, und leider hat das Ganze auch einen wahren Kern, dass alle Baumarktmitarbeitenden die sind, die früher als Kinder  beim Verstecken immer gewonnen haben, aber das beschreibt die Sache nur sehr einseitig.

 

Ich würde gerne jedem und jeder, die ins Erwachsenenleben entlassen werden, ein verpflichtendes 3-Monats-Praktikum im Einzelhandel anbieten können. Nirgendwo sonst lernen Sie die Menschen mit all ihren Höhen und vor allem Tiefen so gut kennen, wie im Einzelhandel. Als Dank für ungünstige Arbeitszeiten, bescheidene Bezahlung und einen Knochenjob - stehen Sie mal 8 Stunden am Tag auf Ihren Füßen, da können Sie schon spätestens am dritten Tag nicht mehr laufen - gibt es sehr oft Kasernenhofton, Eitelkeiten und eine unglaublich herablassende Art von Kundenseite kostenlos dazu. Selbstverständlich nicht von allen, aber von so vielen. Der Beruf des Verkäufers oder der Verkäuferin wird in Deutschland offenbar irgendwo hinter dem von Kim Jong Uns Fußnägelschneider angesiedelt (ich entschuldige mich an dieser Stelle bei allen Podologen). 

 

Das ist nicht überall so. Es gibt Länder auf der Welt, wie die USA zum Beispiel, da ist Verkaufen ein angesehener Beruf. Der Ton von Kunden- und Verkaufsseite überwiegend freundlich zugewandt bis herzlich. Als Deutsche könnten wir uns hier ein Scheibchen abschneiden.

 

Es geht mir an dieser Stelle nicht um Kundenschelte, es gibt auch durchaus berechtigte Klagen über unsägliches Verkaufspersonal, aber es geht mir um Respekt. Klar kann´s im Beruf immer mehr Geld sein, wenn Sie aber mal mit Verkaufspersonal sprechen, dann ist es die unglaubliche Respektlosigkeit, die diese Menschen inzwischen seelisch mürbe macht ...und ganz sicher auch ein Grund, warum immer wenige qualifizierte Leute den Einstieg in den Einzelhandel suchen. 

 

Menschen wollen wahrgenommen werden und anerkannt für das, was sie tun. Respektvoll, freundlich und auf Augenhöhe. Verkaufspersonal, das sind keine Lakaien, bei denen noch der/die letzte Schiffschaukelbremser*in seine/ihre Allmachtsphantasien ausleben kann. Lächeln Sie die nächster Kassiererin oder den nächsten Verkäufer doch mal freundlich an und wählen Sie einen bewusst zugewandten Tonfall. Machen Sie Ihr Gegenüber groß, statt klein. Sie werden sich wundern, was da positives für Sie zurückkommt.

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