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Peter Hollo: Zu blöd für den Job?

Wenn ich mir so die durchschnittliche Halbwertszeit einer Führungskraft in unserer Branche anschaue, dann könnte man meinen, wir alle sind einfach zu blöd für unseren Job. Je exponierter die Position, desto kürzer die Verweilzeit. Oder sollte man besser sagen, die Duldungszeit? Zwei bis vier Jahre sind für einen Geschäftsführer oder eine andere Führungskraft heute keine Seltenheit mehr, sondern eher die Regel - so scheint´s. Was für die einen das Fleisch gewordene Peter Prinzip ist, also das persönliche Maximum der Karriere­leiter als das Maß einer maximalen Unfähigkeit innerhalb der Hierarchie, kann auch durchaus ein Zeichen einer immer rüder werdenden Unternehmenskultur sein. 

 

Immer weniger Geduld bei immer stärker steigenden Anforderungen. Wer dem nicht gerecht wird, der fliegt. Und - und jetzt wird´s fast ein wenig zur Realsatire - ersetzt von jemandem der gerade nach drei Jahren wegen "erwiesener Unfähigkeit" (Achtung Ironie) in einem anderen Unternehmen gefeuert wurde. Der arme Tropf, oder die arme Tropfin um politisch und genderlich korrekt zu formulieren, der/die gerade den Job verloren hat, begibt sich nun auf den Arbeitsmarkt, oder hat sich bereits wegen einer dunklen Ahnung vorher umgehört,  und wird kurz darauf wieder von einem Unternehmen als neuer Hoffnungsträger eingestellt, das gerade einen seiner Manager nach kurzer Zeit entlassen hat. Ja, ganz schön schwierig hier den Überblick zu behalten.

 

Zusammengefasst: dem einen sein Loser ist plötzlich dem anderen sein Heilsbringer. Und so geht das munter weiter, und weiter, und weiter... ein ewiges auf und ab.

 

Die Zeiten, als Geschäftsführer, Vorstand, Vertriebsleiter oder Marketingleiter erstrebenswerte Positionen waren, die sind vielleicht vorbei. Alle diese Positionen sind zum Spielball überzogener Erwartungshaltungen, fremder Investoren oder kurzfristiger Gewinnerwartungen geworden. Die jeweiligen temporären Protagonisten mehr Getriebene als Treiber.

 

Es gab mal ne Zeit, da war jedem ordentlichen Kaufmann klar, vor dem Erfolg kommt das Invest. Und nicht alles was kurzfristig den Quartalsbericht schönt, ist auch nachhaltig und für das Unternehmen langfristig sinnvoll. In unserer zunehmenden Ex und Hopp Firmenkultur spielen solche Gedanken allzu oft keine Rolle mehr. Gesucht wird der schnelle Erfolg. Kommt der nicht, dann ist der nächste dran. Das passiert übrigens auch in Unternehmen, in denen ein Tischkicker im Büro steht und es kostenlose vegane Smoothies für´s Team gibt. Ein System, das nach dem Grundsatz Survival of the Fittest, beständig alle klugen und langfristig denkenden Köpfe ausselektiert und durch Blender und Regenmacher ersetzt. Leute, die in jedem Unternehmen ganz kurz, ganz hell strahlen um dann nach kurzer Zeit weiterzuziehen. Und damit wären wir dann doch wieder beim Peter Prinzip. Und einem unsäglichen Mechanismus, der ganz am Schluss nur noch Blender kreieren wird. Alleine die Vorstellung ein Alptraum.

 

Da kriegt jeder ordentliche Kaufmann unter uns ne Gänsehaut. Dennoch, verbiegen Sie sich nicht und überlassen Sie nicht den Blendern das Feld! Ob sich Qualität am Ende durchsetzt, das ist nicht sicher, aber Sie müssen jeden Morgen in den Spiegel schauen können, ohne sich für sich selbst zu schämen.

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