Ich weiß nicht genau, ob das in ein Fachmagazin passt oder ob man hier Themen anschneiden sollte, die eher gesellschaftlich relevant sind und primär nichts mit der Branche zu tun haben. Aber ich sage Ihnen was: die Ereignisse in Halle schockieren mich zutiefst.
Über 70 Jahre nach dem Holocaust müssen sich in Deutschland wieder jüdische Männer, Frauen und Kinder in ihrer Synagoge verbarrikadieren um nicht am hellichten Tag erschossen zu werden. Das ist eine Schande! Wer Familie hat, der kann sich wohl sehr gut vorstellen, wie sich diese armen Menschen gefühlt haben müssen. Und während wir das langsam wieder vergessen, weil durch irgendein Dorf wieder irgend eine Sau getrieben wird, da wird das diese Menschen für ihr ganzes weiteres Leben begleiten.
Ich selbst muss mich für den Holocaust nicht schämen oder entschuldigen denn da war ich noch nicht einmal geboren. Und meine Eltern waren zu dieser Zeit noch kleine Kinder. Aber gerade als Deutscher habe ich die Verantwortung, dass so etwas nicht mehr passiert. Kein Faschismus mehr in Deutschland und auch kein Antisemitismus. Und da gibt es nix zu relativieren! Wer heute die Parteien ganz rechts außen wählt, der übersieht, dass hinter der bürgerlichen Fassade die Rollkommandos mit den Springerstiefeln warten. Die, sollten sie an die Macht kommen, vielleicht auch den ein oder anderen abholen, der gerade so stolz darauf ist, dass es eine Kraft in Deutschland gibt, die Dinge sagt, die man doch wohl noch sagen darf.
Ich fordere Sie alle auf, hier Farbe zu bekennen und sich dieser Bedrohung entgegen zu stellen. Die Zeit als sich Unternehmen noch politisch irgendwie durchmogeln konnten, die ist endgültig vorbei! Wir werden angegriffen.
Und wissen Sie was mich auch noch stört, wo sind denn die "je suis Halle" Posts bei Facebook & Co? Wenn irgendetwas irgendwo auf der Welt passiert, dann meinem wir als Deutsche immer unseren Senf dazu geben zu müssen. Und wenn dieser Senf nur unsere zur Schau gestellte moralische Überlegenheit ist. Passiert´s vor der eigenen Haustür, dann werden wir plötzlich merkwürdig stumm.
Unsere freiheitliche, pluralistische und offene Gesellschaft ist unter Druck. Konstanter Alarmismus, Vereinfachung und nur noch Diskussionen in schwarz und weiß. Dass der Druck auch durchaus von Links kommt, das gehört auch zur Erkenntnis. Perfider, unterschwelliger und nicht ganz so tumb wir der rechte Terror derzeit. Und die bürgerliche Mitte wird dazwischen Stück für Stück zerrieben und zersetzt. Das können wir uns als Gesellschaft nicht gefallen lassen. Es gilt Haltung zu zeigen. Gerade in einer Branche, die so international ist, wie wir. Wir alle haben Freunde und Kollegen anderer Hautfarbe, anderer Religion oder anderer sexueller Orientierung.
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Stefan Luther (Donnerstag, 10 Oktober 2019 15:07)
Haltung zeigen! Verantwortung übernehmen. Es ist höchste Zeit, die Gewaltexzesse von Einzeltätern (Breivik, der Attentäter in Christchurch) als akute Bedrohung wahrzunehmen und zu erkennen und wie Peter schreibt, dagegen aufzustehen. Jeder von uns ist gefragt.
Markus Großweischede (Montag, 14 Oktober 2019 12:00)
Ja, der Blog passt nicht in ein Fachmagazin. Aber es ist klasse, dass er hier steht und gelesen wird! Haltung fängt im ganz Kleinen an, jeden Tag.