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Peter Hollo: Covid 19 mächtiger als Greta?

Und weiter geht´s in meiner bunten Reihe von Zusammenhängen, die vielleicht gar keine sind. Waren´s letzte Woche noch die Globalisierungsgegner und das Virus, so sind´s heute die Klimaretter und das Virus. Und nächste Woche? Ehrlich gesagt, keine Ahnung.

 

Heraklit, der alte Grieche, sagte einmal "Der Krieg ist der Vater aller Dinge". Eigentlich sagte er "Der Krieg ist der Vater aller Dinge. Die einen macht er zu Göttern, die andern zu Menschen, die einen zu Sklaven, die andern zu Freien". Das hat jetzt mit unserem Thema nix zu tun, aber ich erwähne es gerne um meine humanistische Bildung zu beweisen.  Bleiben wir also beim ersten Teil des Zitats. Einmal weil´s immer wieder verwendet wird, wenn etwas brachial und polarisierend klingen soll, und weil´s in verkürzter Form halt besser passt. Zu dem folgenden Thema, meine ich.

 

Wenn in all dem schrecklichen, was schon um uns herum passiert und sicher noch passieren wird, irgendwo eine Chance liegt - wenn man  das so nennen darf, so ist es, dass der Krieg gegen das Virus uns dazu zwingt alte Gewohnheiten vollkommen neu zu überdenken. Kommunikation, Kundenkontakt, interne Abstimmung, all das muss weiterhin stattfinden. Reiseverbote zwingen dazu, nicht mehr für einen Ein-Stunden-Termin von München nach Hamburg zu fliegen oder sich im Headquarter irgendwo auf der Welt die neuesten Ideen in Persona abzuholen. All das haben wir die letzten Jahre getan, ohne es je zu hinterfragen. Denn so haben wir es schon immer gemacht. Unser alter Chef hat immer gesagt "dem Kunden musst Du Aug in Aug gegenübersitzen". Einfach ignoriert wurde, dass uns inzwischen ganz andere Kommunikationsmittel zur Verfügung stehen als in den 1990ern. Und plötzlich ist sie salonfähig, die Videokonferenz. Ganz ehrlich, ich selbst mache das schon lange. Ich fahre schon lange nicht mehr jährlich tausende von Kilometern durch die Republik und ich versuche jedes Meeting (wenn´s geht) über einen Videokonferenzanbieter der Wahl durchzuführen. Das spart enorm viel unproduktive Reisezeit und ist gut für die Umwelt. Und ich fahr schon lange im Unternehmen keine Potenzkarre mehr, sondern nen downgesizeten Plug-In Hybrid, den ich so oft elektrisch nutze, wie nur möglich. Warum erwähne ich das? Um damit anzugeben und mich als alten weißen, aber dennoch lernfähigen, zeitgeistig aufgeklärten Zeitgenossen zu profilieren.

 

Kommen wir aber wieder zurück zur Videokonferenz. Noch keiner meiner Kunden oder Geschäftspartner hat sich darüber beklagt. Weil es nämlich auch denen Geld und Zeit spart. Schnell und effizient etwas am eigenen Schreibtisch zu erledigen schlägt eben einfach das große Meeting mit allem zugehörigen Theaterdonner. Das heißt nicht, dass ich gar nicht mehr Reise - oft macht das sehr viel Sinn. Aber es macht auch sehr oft Sinn es zu lassen.

 

Und in genau diesem Fall schafft das Virus vielleicht, was alle Klimaretter der Welt immer gefordert haben - uns einzuschränken. Indem wir es schaffen alte Rituale über Bord zu werfen und nie hinterfragte Traditionen zu brechen. Indem wir über alte Gewohnheiten nachdenken - in diesem Fall, weil wir dazu gezwungen sind. Dann werden vielleicht Dinge vollkommene Normalität, die vorher noch ein Tabu waren. Und wenn das jetzt noch einen ökologischen Nebeneffekt hat? Eben mal nebenbei die Welt retten, ist das nicht geradezu furchtbar macho? 

 

Und noch etwas ganz zum Schluß. Denn leichtfüßige Kolumnen zu seriösen Businessthemen zu schreiben ist das eine, die menschliche Komponente das andere. Besser einen guten Freund verlieren, als auf einen guten Gag zu verzichten - das hat auch mal ein Ende. Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien, dass sie von dieser Pandemie verschont bleiben, deren mögliche Außmaße wir uns vielleicht gar nicht bewusst sind/sein können. Es ist gut möglich, dass wir alle gerade Teil eines Jahrhundertereignisses sind, das uns geschäftlich und menschlich nachhaltig prägen wird. 

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