· 

Peter Hollo: Wie sexistisch ist Gaming? ...oder die Spielware?

Ich habe mir gedacht, es ist mal wieder an der Zeit, dass ich mir neue Freund*innen mache und begebe mich jetzt gleich auf ganz dünnes Eis. Denn sich als Mann eines solchen Themas auch nur vorsichtig anzunähern triggert fast schon automatisch den unbedingten Reflex "das ist Mansplaining!". Naja, schau mer mal ob mir der Spagat gelingt.

 

Anlass dazu sind die Ergebnisse der Befragung nebenan. Gleich vorneweg, dabei geht es mir nicht um das Thema Diversität. In einer offenen pluralistischen Gesellschaft kann das keine Frage sein. Diverse Charaktere in Videospielen oder sonst wo? Klar.

 

Mir geht´s um was anderes. 61% der Gamer und 70% der Gamerinnen finden die Darstellung von Frauen in Computer- und Videospielen mitunter sexistisch. Und 46% der Gamer und 59% der Gamerinnen wünschen sich mehr starke weibliche Figuren in Computer- und Videospielen. Ganz davon abgesehen, dass das schwammige "mitunter" das gesamte Ergebnis weitgehend entwertet (was heißt mitunter? In 20%, 50% oder mehr aller Darstellungen? ), möchte ich auch mehr der Einschätzung der Gamerinnen vertrauen (die es betrifft) als von Political Correctness getriebenen Aussagen sonst von Testosteron gebeutelter Herren. Was bleibt also? Fast 3/4 und fast 2/3 aller Gamerinnen/Frauen sehen hier ein Problem.

 

Verstehen wir Sexismus als die Diskriminierung aufgrund von Gender und die Einstellungen, Stereotype und kulturellen Elemente, die diese Diskriminierung begünstigen, so wird´s vielerorts ziemlich eng. Nicht nur im Gaming-Bereich (ganz besonders in bestimmten Genres, wie z.B. Fantasy, Horror etc.) ...auch in Teilen der Spielware. Jungs dürfen sich mit anderen messen und Mädchen kommunizieren ...und wollen schön sein ...wie die Großen. Ein schmaler Grat zwischen durch und durch (US amerikanischen) Rollenklischees und den Bedürfnissen der Zielgruppe. Die es offensichtlich gibt, denn sonst wären solche Produkte nicht so erfolgreich. Führen wir da vielleicht eine vollkommen akademische von eigenen weltanschaulichen Rollenbildern geprägte dogmatische Diskussion, die, zwar gut gemeint, aber ebenso einseitig ist?

 

Wenn sich nun 59% der Gamerinnen mehr starke weibliche Figuren wünschen, was sind dann diese starken weiblichen Figuren? Oft sind das derzeit doch nur Bewegtbild gewordene Männerphantasien von knapp bekleideten Amazonen, denen beim foltern ihrer Feinde (die gerne einer ethnischen Minderheit angehören dürfen) vor lauter Enthusiasmus fast die Brüste aus der Korsage springen. Seit dem Ende der 1990er hat man in Kino, Gaming oder sonst wo, den bindungsunfähigen empathielosen Psychopathen mit Authoritäts- und Alkoholproblemen und posttraumatischer Belastungsstörung (der Held) durch eine ebensolche Psychopathin (die Heldin) ersetzt, nur halt eben in Lingerie. Gewaltbereite, unreflektierte Frauen ohne jedes Regulativ. Eben wie Männer, nur netter anzuschauen ...für Männer.

 

Also (liebe Frauen, aber nicht nur)? Wie sieht´s aus mit dem alltäglichen Sexismus in Gaming ...oder der Spielware? Traut Euch, es ist immer Raum für Ihre Kommentare.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0