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Peter Hollo: Galeria ...oder die Untoten habe ich mir immer anders vorgestellt

Mal ganz ehrlich, die Untoten habe ich mir immer ganz anders vorgestellt. Irgendwie charismatischer, romantischer. So wie Graf Dracula vielleicht, dessen hypnotischen Augen man nicht entkommen kann. Dass nun gerade ein schnödes Warenhaus zum berühmtesten deutschen Untoten werden würde, dazu reichte mein Vorstellungsvermögen bisher nicht aus. Aber vielleicht passt es ganz gut zu uns Deutschen. Keine romantische Figur und auch keine Zombie-Apokalypse a la Hollywood, sondern ein aus der Zeit gefallener Verwaltungsapparat.

 

Am 28. Mai 2024 ist der deutsche Dead Man Walking mal wieder dem Tod von der Schippe gesprungen und wo ich das gerade so schreibe, denke ich an den Brandner Kaspar, oder für die Bildungsbürger unter uns, an den braven Ritter Antonius Block, der so lange nicht sterben muss, solange der Tod ihn im Schachspiel nicht geschlagen hat.

 

Well played Galeria, es geht also in den nächsten Akt. Die Gläubigerversammlung hat am Dienstag den Sanierungsplan für den Konzern gebilligt, wie Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus mitteilte. Galeria heißt jetzt Galeria, die Marken Karstadt und Kaufhof müssen verschwinden, weil angeblich negativ belastet. Die 6.911 Gläubiger, also Lieferanten, Vermieter und andere bekommen von ihren 886,1 Millionen Euro voraussichtlich etwa 22,5 Millionen Euro zurück. Das entspricht einer Quote von etwa 2,5 Prozent. 16 der derzeit noch 92 Kauf- und Warenhäuser werden geschlossen. Von den insgesamt 12.800 Arbeitsplätzen sollen 1.400 wegfallen, der Unternehmenssitz von Essen in eine Filiale in Düsseldorf verlegt werden.

 

Man könnte sich deutlich mehr darüber freuen, wäre einem nicht bewusst, das ist die dritte Insolvenz innerhalb weniger Jahre und der Bund, also wir alle, haben Galeria 2021 und 2022 mit 680 Millionen Euro bereits schon großzügig unter die Arme gegriffen. Und das Geld? Mehrheitlich weg! Im Zuge des abgeschlossenen Insolvenzverfahrens 2023. Geld weg? Nun ja, nicht ganz. Nicht weg, sondern einfach nur woanders. Aber wo nur? Wo sind den die Profiteure dieses Trauer..., äh Schachspiels?

 

Wenn man Experten glauben darf, dann hat Galeria einen Modernisierungsbedarf von etwa einer Milliarde Euro. Woher soll dieses Geld denn kommen? On top zu (lahmenden) Umsätzen und einem Konzept, das die geneigte Kundschaft offensichtlich nicht mehr goutiert? Anstatt dass wir all das viele Geld in Zukunftsprojekte investieren, stopfen wir es in ein großes schwarzes Loch der strukturellen Bedeutungslosigkeit. Das Warenhaus ist tot und wir haben es getötet ...mit unserem komplett veränderten Konsumverhalten.

 

Und so spielt der brave Ritter Galeria weiter sein Schachspiel mit Gevatter Tod. Und wir stehen da und wundern uns.

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